Funktionsbeschreibung Abwasserlinie


Zulaufkanal

Im Kanalnetz fließt je nach Tageszeit und je nach Jahreszeit unterschiedlich viel Wasser ab. Somit entstehen Ablagerungen im Kanal, wenn die Schleppkraft des Wassers bei geringen Wassermengen nicht mehr ausreicht, um den gesamten Abwasserinhalt weiter zu transportieren. Bei Regenwetter steigen die Wassermengen und nehmen die meisten Ablagerungen wieder mit. Das Abwasser aus dem vorgelagerten Kanalnetz wird über einen Sammelkanal bis zur Kläranlage geleitet. Im Abwasser sind nicht nur Klopapier und Fäkalien enthalten, sondern auch Speisereste, Sand, Steine, Hygieneartikel, Fetzen und vieles mehr. Störstoffe, die an den Pumpen, Rohren und Maschinen Schäden anrichten können, müssen vorher entfernt werden.


Schotterfang vor den Schneckenpumpen

Zum Schutz der nachfolgenden Maschinen und Rohrleitungen ist im letzten Stück des Zulaufkanals ein Schotterfang eingebaut. Schnell absinkende Inhaltsstoffe wie Steine und Schotter fallen in eine entsprechende Schachtvertiefung und können von dort wieder herausgesaugt werden. Das Material aus dem Schotterfang wird einer Kanalräumgutübernahmestation zugeführt.


Zulaufhebewerk

Der Zulaufkanal liegt zu tief, um das Abwasser ohne Pumpwerk nach der Reinigung im freien Gefälle in die Großache ableiten zu können. Es wird daher mit zwei Schneckenpumpen das Abwasser aus dem Zulaufgerinne hochgepumpt.

Die Pumpen wirken ähnlich wie ein Wasserrad. Durch die sich drehende Wendel entstehen mit Wasser gefüllte Abteile, die durch die schraubenartige Bewegung nach oben geschoben werden. Je höher das Wasser im Zulaufgerinne steigt, umso voller werden diese Abteile. So wird ohne nennenswerte Änderungen der Stromaufnahme immer die gerade zufließende Menge gepumpt.

Video Zulaufhebewerk


Rechenanlage

Nach dem Zulaufhebewerk gelangt das Abwasser in zwei getrennte Gerinne, die gemeinsam oder getrennt beschickt werden können. In diesen Gerinnen sind jeweils zwei Umlaufrechen eingebaut, die die abtrennbaren Stoffe durch schonende Aufwärtsbewegung eines Siebbandes aus dem Abwasserstrom herausheben. Auch hier ist wieder organisches Material dabei, welches durch geeignete Wascheinrichtungen vom Rechengut getrennt wird. Das Rechengut wird in eine Press Vorrichtung eingebracht und entwässert. Es wird in Säcke gefüllt um Geruch und Ungeziefer abzuhalten, in Containern gesammelt und auf Deponien mit dem Hausmüll entsorgt. Durch die Wahl von 2 baugleichen Geräten wird eine Redundanz der Rechengutentwässerung und der Rechengutwäsche erreicht.

Video Rechenanlage


Sand- und Fettfang

Das mechanisch vorgereinigte Abwasser gelangt anschließend in einen belüfteten Sandfang. Die Luft wird über zwei Gebläse bereitgestellt und über eingetauchte Belüfter an der Beckensohle eingeblasen. Durch die in diesem Bauwerk reduzierte Fließgeschwindigkeit sinkt im Abwasser enthaltender Sand ab und sammelt sich in Rinnen am Boden. Über einen hin und her fahrenden Zwillingsräumer mit aufgebauten Sandpumpen wird der Sand in eine Rinne gepumpt, aus der das Sandwasser-gemisch wiederum einem Sandwäscher zugeleitet wird.

Am Boden des Sandfangs eingeblasene Luft führt dazu, dass aufschwimmende leichte Stoffe nach oben treiben und so in seitlich liegende Fettaschen gelangen. Durch Räumschilde am Räumer werden diese Stoffe in einen Sammelschacht geschoben und von dort abgepumpt.


Sandklassierer und Sandwäscher

Der Sand aus dem Sandfang gelangt über die Rohrleitung aus der Sandwasserrinne zum Sandklassierer. Zusätzlich werden hierbei auch die feineren Anteile aus der Kanalräumgut-Übernahmestation zugeführt. Diese Maschine hat den Zweck, am Sand noch anhaftende organische Anteile abzuwaschen, damit diese wieder dem biologischen Reinigungsprozess zugeführt werden. Andererseits soll der gewaschene Sand dadurch so sauber sein, dass er wieder verwendet werden kann.


Hochlastbecken

Das Wasser aus dem Sand- und Fettfang gelangt zu einer Wassermengenmessung und anschließend in ein früheres Umgehungsgerinne. In diesem Beckenzulaufgerinne sind direkt am Boden zwei Tauchmotorpumpen aufgestellt, die jeweils die ca. 150 l/s fördern können. Das in der Rinne zufließende Abwasser wird direkt durch die Trennwand ins Hochlastbecken gepumpt. Eine dritte Pumpe ist für geringe Zulaufmengen eingebaut. Das Becken ist nur für die bei Trockenwetter zufließende Menge dimensioniert. Die Mengenbegrenzung nach oben (Regenwetterzulauf) erfolgt durch einen Schieber in der Zulaufrinne mit Überlaufschwelle. Die Rinne erhält somit auch die ursprüngliche Funktion einer Umgehungsrinne für die Zwischenklärbecken.


Zwischenklärbecken

Die ehemaligen Vorklärbecken wurden als Zwischenklärbecken weiterverwendet. Durch die Anhebung des Wasserspiegels im Hochlastbecken infolge der Beschickungspumpen wurde auch jener in der Zwischenklärung angehoben. Die Becken wirken durch die stark verlangsamte Fließgeschwindigkeit als Absetzbecken. Die im Abwasser enthaltene Biomasse sinkt unter Schwerkrafteinwirkung zum Boden ab und wird vom Räumer mittels Bodenschilden zu Schlammtrichtern am Beckenzulauf geschoben. Von dort wird der Schlamm als Rücklaufschlamm zum Hochlastbecken gefördert.


Biologische Reinigung (Schwachlastbecken)

Nachdem durch die mechanische Reinigungsstufe alle absetzbaren und schwimmenden Störstoffe entfernt wurden, gelangt das Abwasser nun mit den organischen Inhaltsstoffen in die biologische Reinigungsstufe. Dieser Anlagenteil besteht aus zwei Teilen, einem Hochlast- und einem Schwachlastteil. Der Hochlastteil besteht aus einem Hochlastbecken und einem nachgeschalteten Zwischenklärbecken. Der Schwachlastteil besteht aus den vorhandenen Belebungsbecken und den drei Nachklärbecken. 

Die Schwachlastbiologie wurde als Kaskadensystem neu konzipiert:

Kaskade 1 – bestehende Becken BB1 und BB3 als Umlaufbecken mit simultaner Nitrifikation/Denitrifikation: Jeweils Längswand in Beckenmitte und eine Durchlassöffnung zum mittleren Becken BB2.

Kaskade 2 – bestehendes Becken BB2 als vollkommen durchmischtes Becken mit intermittierender Belüftung. Hier ist die gesamte Bodenfläche mit Tiefenbelüftern vorgesehen. Die Kaskade 2 als nachgeschalteter Anlagenteil kann als Ganzes (insbesondere außerhalb der Saisonspitze) zur Wartung außer Betrieb gesetzt werden, die Kaskade 1 entwässert dann direkt (wie derzeit) in das Ablaufgerinne.

Die Becken BB1 und BB3 wurden mit neuen Plattenbelüftern am Boden belegt, zur Aufrechterhaltung der vollständigen Durchmischung ist jeweils ein Rührwerk vorhanden.

Mittig über alle drei Becken wurde eine neue Bedienbrücke aus Fertigteilbeton angeordnet. Für die beiden neuen Zuläufe ins mittlere Becken wurden Wand und Gehebene örtlich aufgeschnitten und mit einem Schieber wieder verschlossen. Allfälliger Schwimmschlamm kann somit ins mittlere Becken abfließen.

In einem neuen Gebläseraum (eingerichtet in der ehemaligen Garage der Fällmittelstation) wurden 5 Gebläse (4 + 1 Reserve) installiert. Der Kaskade 1 ist jeweils ein Gebläse für BB1 bzw. BB2 zugeordnet, der Kaskade 2 sind zwei Gebläse zugeordnet. Das Reservegebläse ist so angeschlossen, dass es für BB1, BB2 oder BB3 getrennt zuschaltbar ist.

Video Belebungsbecken


Nachklärbecken

Die drei baugleichen Nachklärbecken wurden in Ihrer Substanz und Form nicht verändert, der Wasserspiegel wurde jedoch angehoben. Der Zulauf zu den Mittelbauwerken jedes Beckens wurde um eine Flockungszone erweitert.

Zur Verbesserung der Räumung von Rücklauf- und Schwimmschlamm wurden die bestehenden Saugräumer umgebaut.

Der Ablauf aus den Nachklärbecken erfolgt über bestehende Schächte und Rohrleitungen zum Venturi-Messgerinne und weiter in den Auslaufkanal, wo auch der Umgehungskanal anschließt.

Video Nachklärbecken


Kanalräumgutübernahmestation

Um die Ablagerungen im Kanal zu lösen werden im gesamten Kanalnetz in periodischen Abständen Kanalreinigungen durchgeführt und das dabei gesammelte Kanalräumgut mit Tankwagen zur Kläranlage transportiert. Um die am Räumgut noch anhaftenden organischen Bestandteile abzutrennen, wird es in einer großen Waschtrommel gewaschen und über Siebe aufgetrennt. So können Straßenkehricht, Steine und Laub abgeschieden und deponiert werden, während das organische Material der Kläranlage zur Reinigung zugeführt wird.